|
||
© 2004 SMI info@medi-info.ch |
Krebsverdacht für Insulin Lantus, Humalog & Novorapid Das Deutsche Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen IQWiG)analysierte die Daten von 130000 Diabetes-Patienten. Bei der Analyse kamen die Wissenschaftler zum Schluss, dass für Personen, welche langwirksame Insulinanaloga (Lantus, Humalog, Novorapid) verwenden, das Risiko erhöht ist an Krebs zu erkranken. Eine sofortige Umstellung ist aus Sicht der Wissenschaftler nicht notwendig, Wenn ein Patient allerdings mit Humaninsulin genauso gut behandelt werden kann wie mit einem Insulinalanlogum, dann sollten laut Prof. Peter Sawiki, Leiter IQWiG) der Patient und sein Arzt eine Umstellung auf Humaninsulin erwägen. Pressetext: Wenn Patienten mit Diabetes anstelle von Humaninsulin das langwirksame Analoginsulin Glargin verwenden, erhöht dies möglicherweise das Risiko, an Krebs zu erkranken. Wissenschaftler des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) haben zusammen mit Mitarbeitern des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) die Daten von fast 130.000 deutschen Patienten mit Diabetes analysiert, die zwischen Januar 2001 und Juni 2005 mit Humaninsulin oder den Analoginsulinen Lispro (Handelsname Humalog), Aspart (Novorapid) oder Glargin (Lantus) behandelt worden waren. Das beunruhigende Ergebnis der Analyse, die jetzt gemeinsam mit weiteren Studien in der Fachzeitschrift Diabetologia, dem offiziellen Organ der European Association for the Study of Diabetes (EASD) veröffentlicht wurde: Mit Glargin behandelte Patienten erkrankten häufiger an Krebs als diejenigen, denen eine vergleichbare Dosis Humaninsulin verordnet wurde. 'Unsere Auswertung ist zwar kein eindeutiger Beweis, dass Glargin Krebs fördert', sagt Peter T. Sawicki, Leiter des IQWiG und Mitautor der Studie, 'allerdings weckt unsere Studie einen dringenden Verdacht, der Folgen für die Behandlung der Patienten haben sollte.' Für die kurzwirksamen Insulinanaloga Lispro und Aspart fand sich kein Unterschied zu Humaninsulin. Insulinanaloga sind künstliche Moleküle, die natürlicherweise nicht vorkommen. Dagegen entspricht Humaninsulin dem Insulin, das der menschliche Körper selbst herstellt. Glargin ist seit dem Jahr 2000 in Deutschland zugelassen. Seitdem wurden mehrfach Laborversuche veröffentlicht, die darauf hindeuteten, dass das Analoginsulin unter bestimmten Bedingungen das Wachstum von Krebszelllinien stärker anregen kann als Humaninsulin. 'Diese Hinweise werden zwar in der Fachwelt diskutiert, sie wurden aber nie durch angemessene Studien ausgeräumt', sagt Sawicki. Insgesamt haben sich nach Einschätzung des IQWiG jetzt die Hinweise auf ein Risiko durch Glargin so weit verdichtet, dass sich aus Gründen der Vorsorge eine Umkehrung der Beweislast ergibt: Solange nicht verlässliche Studien die Sicherheit von Glargin im Vergleich zu Humaninsulin belegen, sollte das Medikament nur dann eingesetzt werden, wenn es besonders wichtige Gründe gibt. Die Zunahme des Krebsrisikos war relativ klein und erst zu erkennen, wenn wichtige weitere Faktoren wie Alter, Geschlecht und die tägliche Insulinmenge berücksichtigt wurden. Die Patienten waren im Durchschnitt um die 65 bis 70 Jahre alt, hatten also grundsätzlich bereits ein gewisses Krebsrisiko: Von 1000 mit Humaninsulin behandelten Patienten erkrankten innerhalb von durchschnittlich 20 Monaten etwa 41 an Krebs. Wenn 'ähnliche' Patienten mit Glargin behandelt würden, ergäben sich folgende Zunahmen der Krebsdiagnosen: Bei Patienten, denen im Durchschnitt täglich 10 Glargin-Einheiten verordnet würden, wären es etwa 4 Krebserkrankungen mehr pro 1000 Patienten. Bei Patienten, denen täglich 50 Einheiten Glargin verordnet würden, wären es etwa 13 Krebserkrankungen mehr pro 1000 Patienten. Allerdings wurde Glargin nach den AOK-Daten von den meisten Patienten nur in relativ niedrigen Dosierungen eingesetzt. Von 100 Patienten, die Glargin erhielten, verwendeten etwa 50 täglich weniger als 20 Einheiten und nur 5 von 100 Patienten über 50 Einheiten. Behandlung nicht überstürzt umstellen Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben keine Anhaltspunkte, dass Glargin oder ein anderes Insulin normale Zellen zu Krebszellen werden lässt. Es könnte jedoch sein, dass Glargin stärker als andere Insuline das Wachstum von bereits vorhandenen Krebszellen anregen kann. In ihrer Studie konnten die Wissenschaftler des IQWiG und des WIdO auf pseudonymisierte Krankheits- und Abrechnungsdaten von 17,9 Millionen Versicherten der AOK zurückgreifen, darunter über 320.000 Patienten mit Diabetes (vor allem Typ 2). Ausgewertet wurden die Daten von etwa 130.000 Patienten mit Diabetes, die ausschließlich entweder Humaninsulin oder ein Analoginsulin genutzt hatten, und bis zum Jahr 2001 nicht an Krebs erkrankt waren.
Kommentar: Der Text bezieht sich auf Deutschland, hat jedoch auch für die Schweiz seine Gültigkeit. Wir haben deshalb verzichtet, den Text anzupassen. Bei Verunsicherungen und Fragen benutzen Sie bitte unser Beratungstelefon.
29.6.09 |